Notfälle und Erste Hilfe

So gefährlich sind Videospiele

Finger, Handgelenk und Knie bedroht

Dr. med. Sonja Kempinski, 22.08.2024

Auch beim Spielen mit einer Konsole oder mit der Wii können sich Kinder verletzen. Bildnachweis: © mauritius images / Photononstop / Philippe Lissac

Videospiele haben es in sich. Nicht nur, dass Gamer*innen oft viel zu viel Zeit vor dem PC verbringen. Es drohen auch zahlreiche Verletzungen und orthopädische Erkrankungen.

Handgelenkschmerzen vom Alien-Beschießen

Entspannt vor dem PC oder der Konsole sitzen und Videospiele zocken: Das sollte doch für den Körper eher ungefährlich sein. Doch weit gefehlt: Auch Gamer*innen können sich verletzen. Was beim Spielen alles schon passiert ist und welche Folgen durch Überbeanspruchung drohen, hat ein Forscherteam zusammengetragen.

Der erste, 1981 publizierte Fall war das Space-Invaders-Handgelenk. Dabei hatte ein US-amerikanischer Student zu viel Zeit mit dem Beschießen von Aliens mit einer Atari-Konsole verbracht. Die Quittung war ein steifes, schmerzhaftes Handgelenk. Das besserte sich erst wieder, als der junge Mann für mehrere Tage vom Gaming abließ.

Nintendinitis betrifft primär den Daumen

Auch wenn der erste Fall vom Spielen mit einer Atari-Kosole herrührte - heute werden Probleme, die durch das Gaming an der Hand entstehen, Nintendinitis genannt. Der Begriff setzt sich aus dem Namen des bekannten Konsolenherstellers Nintendo und der Tendinitis, dem Fachwort für Sehnenentzündung, zusammen. Bei der klassischen Nintendinitis handelt es sich um die Reizung einer der drei Daumensehnen oder einer Überlastung des Daumengelenks. Das kann auch bei einer übermäßigen Nutzung des Handys passieren. Dann nennt man das Phänomen jedoch Handy-Daumen oder Whats-Appitis.

Über eine neue Unterform der Nintendinitis wurde erst kürzlich berichtet. Ein Zwölfjähriger verbrachte fast seine komplette Freizeit an einer NintendoSwitch-Konsole. Die Überlastung bescherte ihm einen schmerzhaft geschwollenen linken Zeigefinger. Der Name dafür: Akute Switchitis.

Wundgerieben vom Joystick

Allerdings gibt es noch weitere Überlastungs-Syndrome wie den Nintendo-Nacken oder den Nintendo-Ellenbogen. Bei der ulzerativen Nintendinitis wird die Handinnenfläche durch das schnelle Drehen des Joysticks wundgerieben. Nintendo verteilt dagegen Schutzhandschuhe an die Gamer und rät dazu, öfter mal eine Pause einzulegen.

Verletzungsreich wird es, wenn die Wii-Konsole ins Spiel kommt. Denn beim Wii-Spielen bewegen sich die Spieler real, um ihre digitale Figur zu steuern. Wii-Sport führte schon zum Ausrenken der Kniescheibe (Wii-Knee), zur Sehnenentzündung an der Schulter (Wii-itis), zu einem Achillessehnenriss, Karpaltunnelsyndrom und geschwollenen Armen. Ein Junge hat sich beim Spielen sogar mit der Fernbedienung derart ins Auge geschlagen, dass er darauf die Sehkraft verlor.

Schädel-Hirn-Trauma durch Virtual Reality

Die schlimmste Zockerverletzungen drohen jedoch durch die Virtual Reality. Denn mit VR-Brille auf der Nase können die reale Umgebung und ihre Gefahren nicht mehr wahrgenommen werden. 2021 wurde dies einem Mann zum Verhängnis. Während einer VR-Session kam es bei ihm zu einer Rückenmarksverletzung samt Schädel-Hirn-Trauma.

Zum Glück sind derartige Verletzungen selten. Und die häufigeren Überlastungen wie die Nintendinitis lassen sich recht gut mit Schonung und entzündungshemmenden Schmerzmitteln behandeln. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass es diese Gaming-Gefahren gibt. Dann kann man ihnen mit Vorsicht und regelmäßigen Pausen vorbeugen.

Quelle: Ärztezeitung

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