Knie verdreht, unglücklich gestürzt – Meniskusrisse sind häufig und werden oft operativ behandelt. Bei chronischen Knieschmerzen ist der Meniskusriss manchmal aber auch nur eine Nebendiagnose. Dann macht eine Operation möglicherweise wenig Sinn.
Akut oder degenerativ
Wenn es im Bewegungsapparat zwickt, muss nicht immer eine akute Ursache wie ein Unfall oder eine frische Verletzung dahinterstecken. Gerade mit zunehmendem Alter verschleißen Gelenkknorpel und Meniskus, und auch die Sehnen sind nicht mehr ganz so belastbar. Solche Abnutzungserscheinen können dann gleichzeitig mehrere Strukturen betreffen und nicht immer ist klar, welche genau für die Schmerzen verantwortlich sind.
Auch bildgebende Verfahren wie ein MRT können nicht immer Gewissheit schaffen. Das zeigt sich am Beispiel Knie: Bei chronischen Beschwerden sieht die Radiolog*in dann möglicherweise Veränderungen, die auf eine Arthrose hinweisen. Gleichzeitig kann aber auch auffallen, dass ein Meniskus gerissen ist. Doch was von beidem verursacht die Beschwerden?
Risse machen häufig keine Schmerzen
Während gegen Arthrose nur schwer anzukommen ist, gibt es beim Meniskusriss mit der Operation eine klare Behandlungsoption. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum viele Betroffene intuitiv dazu tendieren, den Meniskus für ihre Beschwerden verantwortlich zu machen und sich für eine Operation entscheiden.
Eine Auswertung von mehreren Studien durch die Cochrane Organisation zeigt nun aber, dass dieser Impuls oft falsch ist. So wurde deutlich, dass sich bei 19 von 100 untersuchten Knien von über 40 Jahre alten Personen ein Meniskusriss nachweisen ließ – ohne dass diese Personen irgendwelche Beschwerden hatten. Abnutzungserscheinungen im MRT bedeuten also nicht automatisch, dass diese auch Schmerzen verursachen.
Behandlungsmöglichkeiten abwägen
Mehrere Studien kamen zudem zu dem Ergebnis, dass eine Meniskusoperation bei Personen mit Arthrose und Meniskusriss genauso viel nutzte wie ein Placebo-Eingriff. Das ist eine Schein-OP, bei der von der Narkose bis zum Schnitt alles genauso gehandhabt wird, wie bei einer echten OP – ohne dass der Meniskus wirklich operiert wird.
Das Fazit der Forschenden lautet: Eine OP ist im Falle eines degenerativen Meniskusrisses oft nicht die beste Wahl. Andere Behandlungsmethoden wie Krankengymnastik mit gezieltem Training des Knies sind häufig gleichwertig wirksame Alternativen. Es macht also durchaus Sinn, alle Behandlungsmöglichkeiten zu durchdenken und mit der behandelnden Ärzt*in zu besprechen.
Quelle: Verschleißbedingter Meniskusriss: Operieren oder nicht? (wissenwaswirkt.org)