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Beim Schlaganfall sind Fremde besser

Riskante Ehepartner

Dr. med. Sonja Kempinski, 16.05.2019

Bildnachweis: © Kaspars Grinvalds/Shutterstock.com

Sofort den Notarzt rufen heißt es im Falle eines Schlaganfalls. Doch wer seinen Schlaganfall im Beisein des Ehepartners oder anderer enger Familienangehöriger erleidet, den erreicht die rettende Therapie oft erst verzögert. Was steckt dahinter?

Jede Minute zählt!

Beim Schlaganfall zählt jede Minute: Je schneller der Patient in der Klinik ist, desto größer sind die Chancen, Hirngewebe zu retten. Innerhalb der ersten eineinhalb Stunden nach einem Schlaganfall kann die Lysetherapie bei jedem 3. Patienten neurologische Schäden verhindern, nach 3 Stunden gelingt dies nur noch in wenigen Fällen. Doch immer wieder erreichen Patienten viel zu spät die Klinik. Warum sich die Einlieferung in die Klinik verzögert, haben jetzt Ärzte von der Universität Harvard an 175 Schlaganfallpatienten mit leichteren motorischen Störungen untersucht.

Familie bremst

Bei 15 spät und 12 schnell eingelieferten Patienten konnten die Ärzte die Umstände anhand von multivarianten Netzwerkanalysen ganz genau beleuchten. Drei Viertel der Patienten, die die Klinik erst sehr spät erreichten, waren beim Schlaganfall von engen Familienangehörigen umgeben oder hatten zu ihnen Kontakt aufgenommen. Von den schnell eingelieferten Patienten hatte die Mehrheit den Schlaganfall entweder im Beisein von Kollegen, Freunden oder Fremden erlitten oder eine solche „Fremd“person nach dem Ereignis kontaktiert.

Fremde diskutieren nicht

Grund für die verzögerte Reaktion beim Schlaganfall im Familienkreis war, dass man unter engen Angehörigen die Ereignisse häufig bagatellisierte, sich gegenseitig beruhigte und sich fürs Abwarten entschied. Fremde oder Kollegen waren weniger zimperlich, wenn sie einen Schlaganfall vermuteten: Sie diskutierten gar nicht erst mit den Betroffenen, sondern riefen meist ohne Verzögerung den Notarzt.

Beim kleinsten Verdacht sofort den Notarzt rufen!

Die Erstsymptome eines Schlaganfalls müssen vor allem im häuslichen Umfeld eines Risikopatienten bekannt sein, fordern die Autoren. Treten plötzlich Lähmungen oder Sprachschwierigkeiten auf oder rinnt beim Kaffeetrinken Flüssigkeit aus dem Mund, muss sofort der Notarzt gerufen werden. Die Autoren empfehlen deshalb, dass Hausärzte gefährdete Patienten und deren Angehörige über mögliche Erstsymptome und Auswirkungen eines Schlaganfalls intensiv aufklären. Und vor allem darüber, dass Diskutieren und Bagatellisieren Hirn und Leben kosten kann.

Quelle: Nature

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