Als
Ohnmacht (Synkope)
bezeichnet die Ärzt*in einen kurz anhaltenden Bewusstseinsverlust aufgrund eines vorübergehenden Sauerstoffmangels im Gehirn. Der Auslöser dafür ist eine Minderdurchblutung. Auch wenn der Bewusstseinsverlust beunruhigend ist: Oft stecken harmlose Ursachen dahinter, zum Beispiel ein niedriger Blutdruck oder schnelles Aufstehen. In diesem Fall spricht man von einerorthostatischen Synkope
. Auch psychische Erregung oder äußere Einflüsse können eine Ohnmacht verursachen, wenn das vegetative Nervensystem aus Reflex die Blutversorgung drosselt (Reflex-Synkope odervasovagale Synkope
). Das ist auch der Grund, warum manche Menschen "aus Schreck in Ohnmacht fallen" oder bei einem plötzlichen, starken Schmerz das Bewusstsein verlieren. Ernst zu nehmen ist diekardiale Synkope
, also eine Ohnmacht, weil die Pumpleistung des Herzens vermindert ist. Das passiert z. B. bei Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder bei einem Herzinfarkt. Aus diesem Grund sollte jede Ohnmacht unbekannter Ursache abgeklärt werden. Dauert die Bewusstlosigkeit länger als eine Minute oder hat die Betroffene weitere Beschwerden wie das Sehen von Doppelbildern, muss schnellstens eine Ärzt*in gerufen werden, denn es kann sich auch um den Ausdruck einer schweren Erkrankung wie z. B. einem Schlaganfall handeln.Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
Plötzliche, kurze Benommenheit oder Ohnmacht (Synkope), typischerweise mit langsamem Zusammensacken oder Hinstürzen; Beginn mit Schwindel, Übelkeit, Schweißausbruch, Ohrensausen; meist wiederholtes Auftreten
Ursache:
Kreislaufkollaps, z. B. bei- Orthostatischer Dysregulation nach Aufstehen oder anderen Lagewechseln
- Karotissinus-Syndrom
- Vasovagale Synkope
- Sofort zur Ärzt*in nach erstmaliger Bewusstlosigkeit
- Betroffene sofort flach hinlegen, Beine hochlagern, halsbeengende Kleidung entfernen
06k10
Wiederkehrende Ohnmachtsanfälle, v. a. bei körperlicher Belastung; oft Herzklopfen, Herzstolpern; evtl. Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust
Ursache:
- Aortenklappenstenose
Maßnahme:
- Notärzt*in rufen oder sofort zur Hausärzt*in
Plötzliche, kurz dauernde Ohnmacht mit blitzartigem Hinstürzen, oft ohne vorherige Warnsymptome; Blaufärbung der Lippen; oft Muskelkrämpfe oder -zuckungen
Ursache:
Herzrhythmusstörungen (Adams-Stokes-Anfall), z. B. bei- Herzmuskelentzündung
- AV-Block
- Überdosierung von Medikamenten, z. B. von Digitalis oder Betablockern
Maßnahme:
- Notärzt*in rufen, auch wenn die Bewusstlosigkeit nur wenige Sekunden dauert
06k11
Rasch zunehmende Bewusstseinstrübung mit vorangehendem Engegefühl oder heftigem Schmerz in der Brust; Übelkeit, Schwindel; Atemnot, Angst, Vernichtungsgefühl
Ursachen:
- Herzinfarkt
- Aortendissektion (Längsspaltung in der Wand der Hauptschlagader)
Maßnahme:
- Notärzt*in rufen
Erstmaßnahmen:
- Bei bekannter koronarer Herzkrankheit Nitrat
- Stabile Seitenlage
06k12
Benommenheit oder Bewusstlosigkeit; evtl. Kopfschmerzen; evtl. Seh- oder Sprachstörungen; evtl. einseitige Lähmungen; evtl. einseitige Empfindungsstörungen
Ursachen:
- Transitorische ischämische Attacke
- Schlaganfall
Maßnahmen:
- Notärzt*in rufen
Benommenheit mit Verkrampfung von Händen ("Pfötchenstellung") und Füßen; vorangehend Gefühl der Luftnot und gesteigerter Atmung; Angst, Engegefühl in der Brust; evtl. nach starker körperlicher Belastung oder Aufregung
Ursache:
- Hyperventilationssyndrom, evtl. als Begleitsymptom einer Panikattacke
Maßnahmen:
- Oft ist Selbsthilfe ausreichend
- Bei Unsicherheit oder anhaltender Benommenheit: hausärztlichen Notdienst rufen (116 117)
- In den nächsten Tagen zur Ärzt*in, wenn wiederholt Anfälle auftreten
Selbsthilfe:
- In eine Plastiktüte atmen, bis sich die Beschwerden bessern
- Betroffene beruhigen
- Atmung kontrollieren, ruhig über den Bauch atmen
Kurzfristige Benommenheit ("weggetreten sein") mit starrem Blick; oft stereotype Bewegungen, die nicht zur Situation passen; oft Halluzinationen und/oder Entfremdungserlebnisse
Ursachen:
- Komplex-fokaler Anfall
- Absence, bei Kindern bis 10 Jahre
Maßnahmen:
- Am nächsten Tag zur Hausärzt*in, Kinderärzt'in oder Neurolog*in, wenn erstmalig ein Anfall auftritt
Rasch zunehmende Bewusstseinstrübung bei vorangehendem Schwitzen, Zittern und Herzklopfen
Ursachen:
- Unterzuckerung (Hypoglykämie) oder hypoglykämischer Schock bei Diabetes
- Entzugssyndrom bei Alkoholabhängigkeit und Drogenabhängigkeit
Maßnahme:
- Notärzt*in rufen bei eingetretener Bewusstlosigkeit
Erstmaßnahme:
- Diabetiker*innen mit noch erhaltenem Bewusstsein Fruchtsaft oder zuckerhaltiges Getränk geben oder einflößen
Unmittelbar oder auch Wochen nach Kopfverletzung auftretende Bewusstlosigkeit
Ursachen:
- Gehirnerschütterung
- Schädel-Hirn-Verletzung (SHT)
- Bei zunehmender Verschlechterung, evtl. nach vorübergehendem Aufwachen: Epiduralblutung, Subduralblutung, Gehirnödem
Maßnahme:
- Notärzt*in rufen
- Stabile Seitenlage, ggf. Wiederbelebung
Ihre Apotheke empfiehlt